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Das Handwerk: die Wirtschaftsmacht von nebenan. Guter Slogan. Nur leider sind entsprechende Fachleute derzeit schwer zu haben. Was einigermaßen ärgerlich sein kann, wenn die Fenster undicht sind, die Solaranlage installiert werden soll oder das Klo verstopft ist. So kanns trotzdem mit dem Handwerker klappen.

Schreiner, Tischler, Maler oder Klempner – sie alle haben eines gemeinsam: keine Zeit und zu wenig Personal. Doch wie kommt man heutzutage überhaupt noch an einen Handwerker, ohne lange Wartezeiten in Kauf nehmen zu müssen? Neben den klassischen Wegen über die Gelben Seiten oder örtliche Handwerkskammern drängen digitale Anbieter auf den Markt, die für kurzfristige, aber auch größere Aufträge Abhilfe schaffen wollen.

Warum herrscht überhaupt Handwerkermangel?

Neun bis zehn Wochen auf einen Handwerker zu warten, ist keine Seltenheit mehr, so der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Es herrscht Handwerkermangel.

Das liegt vor allem an drei Gründen:

  • die hohe Auslastung der Betriebe: Das Konjunkturhoch im Handwerk hält auch 2020 unvermindert an und viele Betriebe können sich über einen Mangel an Aufträgen kaum beklagen. Was für die Fachfirmen zunächst ein Segen ist, bedeutet für den Verbraucher vor allem eins: Lange Wartezeiten sind und bleiben vorerst an der Tagesordnung.
  • unveränderter Fachkräfte- und Nachwuchsmangel: Da die Nachwuchsrekrutierung in der Branche nur langsam vorankommt, ist mit einer Verringerung der Wartezeiten vorerst nicht zu rechnen.
  • Wiedereinführung der Meisterpflicht: Seit Januar 2020 gilt die umstrittene Regelung für 12 Handwerksberufe, unter anderem Fliesen-, Platten- und Estrichleger sowie Raumausstatter und Glasveredler.

Trotz der genannten Widrigkeiten gibt es im wesentlichen drei Möglichkeiten, an einen Handwerker zu kommen: 

1) Die Klassiker – Die Gelben Seiten und Ebay-Kleinanzeigen

Die klassische Variante ist die Suche nach Handwerkern über die Gelben Seiten. Hier gibt es eine umfangreiche Auflistung kleinerer Handwerksbetriebe in der Nähe. Über eine Postleitzahlensuche kann so ein recht guter Überblick über regionale Betriebe erlangt werden.

Das Problem: Die Kontaktaufnahme muss vom Verbraucher selbst übernommen werden. Oft sind Handwerker jedoch telefonisch entweder nicht erreichbar oder haben keine Kapazitäten für neue Aufträge.

Eine andere, gängige Methode ist die Suche über Ebay-Kleinanzeigen. Dort tummeln sich Handwerker, die noch freie Verfügbarkeiten haben. Das kann besonders bei einfachen, kleineren Aufträgen wie Umzugs- oder Malerarbeiten recht erfolgversprechend sein. Auch der Kontakt ist meist rasch hergestellt, da hier Handwerker – meist Ein-Mann-Betriebe – direkt angeschrieben werden können. Aber: Nicht nur professionelle Handwerker sind dort zu finden. Auch Hobby-Kräfte und Schwarzarbeiter versuchen, sich ein paar Euro hinzuzuverdienen. Davor kann man sich schützen, indem auf eine Rechnung bestanden wird. Die kann dann auch gleich im Rahmen der Steuererklärung beim Finanzamt eingereicht werden, was besonders lohnt, wenn es sich um eine energetische Sanierung handelt.

Fazit: Die Gelben Seiten oder ähnliche Informationsquellen sind eine gute Basis für die Recherche nach Fachfirmen in der Nähe – aber keine Garantie für das schnelle Zustandekommen von Aufträgen. Dafür findet man bundesweit eine große Auswahl an regionalen Betrieben. Ebay-Kleinanzeigen können für Kleinstaufträge schnell Abhilfe schaffen, eine Qualitätssicherung gibt es aber quasi nicht.

2) Auf guter Vertrauensbasis – Innungen und Handwerkskammern

Auch örtliche Handwerksinnungen und die für das jeweilige Bundesland zuständige Handwerkskammer können weiterhelfen. Zwar kann die Suche nach einem Handwerker hier etwas länger dauern, dafür kann sich guten Gewissens auf Empfehlungen der Kammern verlassen werden. Die Kleinbetriebe sind gut untereinander vernetzt, kennen die möglichen Kapazitäten der anderen. Auf den Webseiten der Innungen finden sich in der Regel alle regionalen Betriebe – und das branchenübergreifend. Hier wird fündig, wer nach einem Handwerker aus einer bestimmten Region oder mit speziellen Kenntnissen suchen. Über ein Onlineformular lassen sich, ähnlich wie bei den Gelben Seiten, alle registrierten Firmen eines bestimmten Postleitzahlgebietes auflisten. Die Kontaktaufnahme und Auftragsanbahnung muss der Verbraucher auch hier selbst übernehmen.

Fazit: Die Innungen stehen mit ihrem Namen und ihrer Erfahrung für Qualität und Zuverlässigkeit. Die Mitglieder werden ständig überprüft und schwarze Schafe werden schnell ausgesondert. Die Wartezeit können auch die Innungen und Handwerkskammern nicht per se verkürzen, es lohnt sich aber, hartnäckig zu bleiben und sich Empfehlungen geben zu lassen.

3) Der Online-Handwerker – Digitale Vermittlungsportale

In Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung suchen vor allem jüngere Kunden Dienstleistungen fast nur noch im Internet. Vielen Handwerkern fehlt jedoch schlicht die Zeit und das entsprechende Know-how, um darauf adäquat reagieren zu können und ihren Online-Auftritt zu organisieren. In den letzten Jahren arbeitet deswegen eine wachsende Zahl von Handwerksbetrieben mit digitalen Vermittlungsportalen zusammen, die einen Weg ins Netz und damit zum Online-Kunden bieten.

Das Versprechen: Handwerker sollen schnell und einfach vermittelt werden. Über die Webseite gibt der Kunde die Rahmendaten seines Vorhabens an. Zunächst bekommt man passende Partner vermittelt, mit denen im Anschluss direkt über das Portal ein Termin vereinbart wird. Das funktioniert beispielsweise über einen direkten Link in die Auftragsbücher der teilnehmenden Betriebe. Die Wartezeit soll also dadurch verringert werden, dass keine Zeit verloren geht, den Handwerker überhaupt ans Telefon zu bekommen.

„Die wenigsten Handwerker haben die Kapazität, einen Online-Marketing-Manager einzustellen. Handwerker sind clevere Leute, viele von ihnen sind seit Jahren selbstständig. Sie sind Unternehmer und verstehen, dass sie in neue Marketingkanäle investieren müssen, von denen schließlich auch der Verbraucher profitiert“, sagt Robin Behlau, CEO und Gründer von Aroundhome. Das Berliner Online-Portal hat sich vor allem auf die Vermittlung großer Aufträge wie Solaranlagen, Heizungs- oder Dachsanierungen spezialisiert.

Es gibt eine Vielzahl weiterer Portale, über die man sich Handwerker vermitteln lassen kann, zum Beispiel Myhammer. Außerdem wurden in den letzten Jahren einige Startups gegründet, die sich auf die Vermittlung von Handwerkern für spezifische Handwerksdienstleistungen konzentrieren. Die Angebote reichen von Heizungsinstallateuren und Bad-Experten über Renovierungsfachbetriebe bis zu Fensterbauern.

Fazit: Für große oder kurzfristige Aufträge können die Online-Plattformen einen Vorteil bieten. Ohne viel Aufwand können Sie mit den digitalen Anbietern einen Termin vereinbaren. So sparen Sie sich einige Telefonate, Absagen und viel Stress. Doch die digitalen Anbieter kämpfen seit Jahren mit ihrem teils schlechten Ruf, denn es gibt noch immer einige Probleme. Dazu zählen zu viele Betriebe, die nicht ausreichend geprüft wurden und Kunden, die keine reale Kaufabsicht haben.

Fazit

Fest steht, dass sich Wartezeiten im Handwerksbereich nicht gänzlich vermeiden lassen. Wer es telefonisch bei kleineren Betrieben versucht, sollte nicht bei der ersten Absage verzagen. Über die Innungen und Handwerkskammern lassen sich in jedem Fall qualifizierte und sachlich geprüfte Handwerker finden. Wartezeiten müssen aber auch hier in Kauf genommen werden. Die Online-Plattformen kämpfen zwar noch mit einer Reihe von Schwierigkeiten, bieten aber über den digitalen Link in die Auftragsbücher ihrer angeschlossenen Partnerbetriebe eine gewisse Zeitersparnis.

Quelle: ntv.de